Digital

Trix Express und Digitalisierung

Eigentlich hatte ich damit nicht viel am Hut. Als EDV- Techniker wollte ich nach Feierabend nicht auch noch meine Freizeit hexadezimal verbringen, sondern einfach nur gemütlich am Regler drehen und Hebelchen stellen.

Für viele ist das ganze kein Thema. Eine Gruppe nutzt es schon. Für Euch habe ich kaum etwas zu bieten, denn ich habe mich nur mit begrenzten Bereichen des ganzen Spektrums befaßt. Eine andere Gruppe lehnt die Digitaltechnik strikt ab. Lest bitte weiter, vielleicht gibt es Dinge, die Euch anders denken lassen. Einige, und besonders für die schreibe ich das hier, sind interessiert, aber vom Angebot völlig überfordert. Erwartet da aber nicht zu viel von mir, denn sehr weit über die Grundlagen hinaus, bin ich auch nie vorgedrungen. Dazu bin ich auch zu sehr konservativer Modellbahner.

 

Technische Grundlagen:

Ganz ohne geht es nicht. Ein paar Dinge muß man wissen und verstehen. Trix war eine der Triebfedern bei der Digitalisierung der Modellbahn. Das EMS- System aus den 70-ern wird heute noch als eine Art Vorläufer der Digitaltechnik gesehen. Das Selectrix- Sytem war eines der ersten und innovativsten Systeme. Wir Expressler haben einen ganz entscheidenden Vorteil, der anderen Modellmahnern verschlossen bleibt: Wir haben von Haus aus zwei Stromkreise….. Wir können also „halbe Sachen“ machen. Wir müssen uns nicht „entweder/oder“ entscheiden. So ist es bei mir noch heute, nach acht Jahren: Über die linke Außenschiene und dem Mittelleiter läuft der digitale Stromkreis. An der rechten Außenschiene und dem Mittelleiter hängt weiterhin der alte grüne Trafo. Die beiden haben keine Probleme miteinander. Etwa 2/3 meiner Triebfahrzeuge laufen analog, 1/3 läuft digital.

Der „Digitalstrom“ ist ein Wechselstrom, der stets mit gleicher Spannung (ca 16 – 18 Volt) am Gleis anliegt – immer, sobald das System eingeschaltet ist. Zusammen mit dem Strom werden Befehlssignale über die Schienen geschickt. Die werden von den sogenannten „Decodern“ in den Loks empfangen und umgesetzt. Dabei weiß jeder Decoder, welche Befehle für ihn sind, oder für einen anderen Kollegen, denn zu jedem Signal gehört eine eindeutige Adresse. So können also viele Loks gleichzeitig auf der Anlage verkehren und unterschiedliche Aufgaben haben.

Die Geschwindigkeit der Lok hängt nicht von der Spannung ab, denn die ist ja immer gleich. Ganz nebenbei macht das die Sache kontaktsicherer. 16 V gehen nun mal eher durch einen kleinen Schmutzfleck, als 3 V. Die Geschwindigkeitsänderung geschieht durch „Phasenmodulation“. Das will ich hier nicht erklären. Jedenfalls hat das entscheidende Vorteile: -Schon bei niedrigster Drehzahl entfaltet der Motor seine volle Kraft. –Die Phasenmodulation ermöglicht es sogar, das springen des Ankers von Pol zu Pol zu reduzieren. Gerade dreipolige Motoren laufen unten herum sehr bockig. Digital können Motoren ungeahnt langsam laufen. Natürlich sorgt die konstante Spannung auch für eine gleichbleibend helle Beleuchtung.

Moderne Decoder beherrschen auch den sg. „Lastausgleich“. Das heißt, daß beispielsweise bergauf der Motor stärker geregelt wird, als bergab. So bleibt die eingestellte Geschwindigkeit konstant, solange die Räder nicht wegen Überlast schleudern.

Ein weiterer Punkt beim Spielspaß ist für mich, daß man mit dem Decoder auch schaltbare Kupplungen an der Lok betrieben kann. So macht rangieren erst richtig Spaß, wenn die Lok an jeder beliebigen Stelle vom Zug abkuppeln kann.

 

Nun geschieht in der digitalen Welt nichts unordentlich, auch nicht die Befehlsübermittlung an die Decoder. Wie sollte es anders sein? – Natürlich gibt es auch hier verschiedene „Sprachen/Betriebssysteme/Protokolle“. Fleischmanns FMZ ist inzwischen in der Bedeutungslosigkeit versunken. Trix hatte sehr früh das SELECTRIX (sx) entwickelt. Dieses hat durchaus Vorteile gegenüber anderen Systemen. Viele Decoder und Zentralen, die „multiprotokolfähig“ sind, also mehrere Sprachen beherrschen, verstehen immer noch sx. Aber mit dem Niedergang der Marke Trix, hat auch das System an Bedeutung verloren. Märklins Motorola- Formate wurden inzwischen zum aktuellen mfx entwickelt. Neben mfx ist heute dcc am weitesten verbreitet. Man kann fast sagen, Märkliner fahren heute mfx und alle anderen dcc. Große Zentralen beherrschen beide Protokolle und, wie gesagt, dazu auch noch sx. Man sagt, die Zentralen sind “multiprotokollfähig” Die Fahrzeuge können gleichzeitig auf Anlagen betrieben werden. Also wenn man eine Lok mit einem sx- Decoder auf der Anlage hat, kann man ohne weiteres auch eine mit dcc laufen lassen, wenn die Zentrale die Umschaltung zwischen weiden beherrscht.

Ich selbst fahre dcc und kann deshalb über die anderen Protokolle wenig sagen. Die Daten/Befehle werden aber nicht nur in einem bestimmten Protokoll übertragen, sondern unterliegen dabei auch einer gewissen Ordnung. Bei dcc spricht man von Configurations- Variablen, kurz CVs. 999 CVs sind inzwischen möglich. Besonders wichtig sind die ersten 254. Davon ist ein Teil genormt, leider nur ein sehr kleiner. So legt CV1 die Adresse der Lok/des Decoders fest. Auch andere, grundsätzliche Dinge, wie Anfahrgeschwindigkeit, Maximalgeschwindigkeit, Bremsweg, Anfahrverzögerung, Fahrtrichtung, werden mit Werten in CVs festgehalten. Ist beispielsweise eine Rangierlok, wie unsere V36, mit dem Wert 255 viel zu schnell, kann man mit dem Wert 127 diese Maximalgeschwindigkeit etwa halbieren. Weiter will ich an dieser Stelle nicht auf die Programmierung der CVs eingehen. Der Einsteiger muß nur erst einmal wissen, worum es grundsätzlich dabei geht.

 

Systeme und Decoder:

Für Expressler ist das System dcc imho am sinnvollsten. Nun noch mit sx zu beginnen, erscheint wenig hilfreich, da es nicht weiter entwickelt wird. Nur wer schon ein solches System hat, kann ruhig dabei bleiben. Märklins aktuelle Decoder verstehen sowohl mfx, wie auch dcc. Also braucht man sich hier auch keine Gedanken zu machen.

Aber welche Decoder nimmt man? Grundsätzlich kann man nicht sagen, daß ein Hersteller der Beste ist. Kühn, Rautenhaus, Tams, Uhlenbrock, ESU…. letztlich ist das eine Geschmackssache. Aber es ist sinnvoll, bei einer Marke zu bleiben. Denn viele Variablen sind nicht genormt. So benutzt jeder Hersteller für die Einstellung der Motoransteuerung andere CVs. Bei ESU beispielsweise geschieht das über die CVs 52 -56.

Eine Markenempfehlung kann und will ich nicht geben, kann nur erzählen, warum ich bei ESU gelandet und dabei geblieben bin: Mein Einstieg in die Digitalwelt der Modellbahn fand 2006 statt. Ich wollte schon immer gern einen VT11.5, den TEE Triebwagen, haben. Seinerzeit gab es den 7-teilig in einer Startpackung von ROCO für 249 €. Der Umbau auf Express ist eine andere Geschichte, aber als ich damit fertig war, hatte ich einen Zug mit eingebautem Decoder. Damit fuhr der auch analog ganz hervorragend. Aber da lag auch noch die Multimaus in der Packung. Nun wollte ich es wissen. Also habe ich den einen Trafo (linke Außenschiene) abgeklemmt und dafür die Multimaus, eine kleine Digitalzentrale, angeschlossen. Der alte Trafo hat nie wieder Arbeit bekommen . In dem VT11.5 saß ein Decoder von ESU. Das Handbuch zur Multimaus fand ich verständlich und habe mich schnell damit zurecht gefunden. Dann habe ich noch zwei Decoder gekauft und in Loks eingebaut. Der Einfachheit halber waren das auch wieder welche von ESU, damals noch LokPilot3, heute gibt es LokPilot4. Es gab für mich gute Gründe, auch später nicht zu wechseln:

  • LoPis sind erstklassig dokumentiert. Die Einstellung ist recht anfängerfreundlich.
  • Für einige Eigenschaften/Einstellungen braucht man mehrere CVs gleichzeitig. Von ESU gibt es eine Schnittstelle, den „Lokprogrammer“ zum PC. Damit muß man nicht mehr die CVs aus einer Tabelle heraus suchen und einzeln mit der Zentrale programmieren, sondern es gibt eine grafische Benutzeroberfläche am PC, die thematisch geordnet ist. So kann ich beispielsweise den Motor einstellen, ohne mich um die einzelnen CVs zu kümmern. Die sucht die Software selbst heraus und stellt den Decoder über den Lokprogrammer ein. Gerade für Chaoten wie mich, ist das toll.
  • Der LoPi4 kann den Motor der Lok, in die er eingebaut wird, sogar selbst analysieren und die entsprechenden Einstellungen vornehmen. Man stellt die Lok aufs Gleis, drückt eine bestimmte Tastenkombination in der Zentrale, die Lok saust 2 m über das Gleis und der Decoder hat die optimalen Einstellungen für die Regelung dieses Motors. Das kenne ich von anderen Herstellern nicht.
  • Dann gab es noch einen ganz banalen Grund, gerade für den Einbau in ältere Loks: Ein Decoder ist eine offene, kleine Platine mit Elektronikbausteinen. In älteren Loks gibt es kein spezielles „Fach“ für den Decoder. Man muß ihn irgendwo unterbringen. Nun sind aber alte Trix- Gehäuse meist aus Metall und damit darf der Decoder nicht in Berührung kommen. Die Hersteller sagen aber, daß man die Decoder nicht einwickeln darf wegen der Wärmeabfuhr. ESU hat seine Decoder in einen Folienschlauch gesteckt und die LoPis vertragen das. Damit hatte ich ein Problem weniger.

Bis hier hin ist durch die Digitalisierung also nur der direkte Fahrbetrieb betroffen. Weiter bin ich nicht gegangen. Ich möchte immer noch an meinem Regler drehen und die direkte Reaktion des Fahrzeugs erleben. Die Weichen stelle ich immer noch mit meinen geliebten Stellhebeln. Aber man kann auch die Weichen und Signale mit Decodern ausstatten. Dann kann man auf Tastendruck ganze Fahrstraßen mit den dazugehörigen Signalen schalten, wie bei einem modernen DR- Stellwerk des Vorbildes. Auch Bremsstrecken vor Signalen sind kein Problem. Rückmelder erleichtern die Bedienung eines Schattenbahnhofs. Bei analoger Steuerung heißt „Halt“ für zwei unterschiedliche Loks noch lange nicht das selbe. Eine rollt vielleicht noch 20 cm weiter, als die andere. Digital hat man das schnell im Griff. Zu guter Letzt kann man die ganze Steuerung auch noch dem PC überlassen. Das ist fraglos sinnvoll bei richtigen Großanlagen, die einer allein sonst gar nicht mehr steuern kann. Aber bei meiner kleinen Heimanlage käme es mir vor, wie Fernsehen.

 

Was ist sonst noch möglich? – Sound

Für viele ist das ein rotes Tuch in akustischer Form. Man muß das auch nicht haben, bekommt es aber bei einigen Modellen, wie der neuen E93 von Trix H0, gleich mit. Die Anfänge waren auch eher lächerlich. Aber es ist erstaunlich, was heute möglich ist. Auch hier ist ESU eines der führenden Unternehmen. Man bekommt für den Sounddecoder (aktuell= LokSound4) die Klangdateien von allen erdenklichen Modellen. Mit dem Lokprogrammer kann man die sogar noch verändern und eigene Klänge einmischen. Das ist nämlich das faszinierende: Das Klangspektrum, beispielsweise einer BR23, ist nicht synthetisch erzeugt, sondern von realen Lokomotiven aufgenommen. Die verschiedenen Töne einer Dampflok spielt der Decoder situationsgerecht ab. Drehe ich den Regler auf, stürmt die Lok nicht gleich los. Erst einmal wird das Kondenswasser aus den Zylindern ausgeblasen. Dann hört man, wie der Meister die Steuerung auslegt. Man kört die Speisepumpe und der Bremsdruck wird aufgebaut. Dann stampft die Lok langsam los. Hat man nur wenig aufgedreht und die Lok fährt allein, sind die Dampfstöße recht verhalten. Registriert der Decoder einen schweren Zug am Haken und dreht man schneller auf, kommt der Auspuffschlag viel kräftiger. Zwischendurch hört man, wie der Heizer ein paar Kohlen nach schaufelt. Geht es bergab und schließt man den Regler, wird die Lok nicht nur langsamer, sondern der Auspuff verstummt und man hört die Treibstangen in den Lagern klappern. Wie gesagt, sind das alles Klänge, die vom Original aufgenommen wurden. So kann man auch deutlich die 2-Zylinder 01 von der 4-Zylinder 18 unterscheiden. Auch den asymmetrischen Auspuff einer 3-Zylinder- Lok erkennt man deutlich. Gerade Dampfloks, besonders meinen Rangierhobel BR94, betreibe ich manchmal sehr gerne mit Sound.

Die technische Lösung hat mir auch hier besonders von ESU gefallen. Zum einen, wie schon erwähnt, die freie Verfügbarkeit sehr, sehr vieler Klangdateien. Man muß auch keinen Programmer haben. Auch MoBa- Händler und Online- Händler spielen einem die Klänge auf den Decoder. Beim LokSound ist alles auf einer Platine. Andere Hersteller verpassen ihren Decodern eine „Schnittstelle“ (Stichwort SuSi), an die dann der Soundbaustein als Tochterboard angeschlossen wird.

 

Was braucht man und was kostet das?

Natürlich braucht man mindestens einen Decoder. Je nach Hersteller und Ausstattung ist man mit 15 – 30 € dabei. Das hört sich viel an und man rechnet im Hinterkopf schnell nach, wie sich das bei dem eigenen Fahrzeugbestand summiert. Aber keine Angst- Wie gesagt können wir Expressler da ja ganz langsam, Schritt für Schritt vorgehen. Gute Decoder laufen auch analog. Das heißt, daß wir die ersten „Decoderloks“ auch problemlos mit dem gewohnten Trafo betreiben können, bis sie mehr Kolleginnen haben, daß es sinnvoll wird, einen Stromkreis endgültig zu digitalisieren. Aber das geht meist dann doch schneller, als man es sich anfangs vornimmt ;-)

Zentrale – hier wird es spannend und eventuell teuer. Man kann hier vom monetären Umfang her gleich richtig los legen. Die großen Zentralen, wie die CS von Mä/Trix, die Intellibox, die Ecos, die Z21…. kosten richtig Geld. Einige haben einen richtigen, farbigen Bildschirm, auf dem die Lok abgebildet wird, oder sogar die Führerstand. Die Z21 kann über ein Tablet, oder Smartphone betrieben werden. Ich muß zugeben, daß ich für letzteres zu alt bin. Wenn nun schon die Modellbahn über das Smartphone läuft, werden wohl tatsächlich bald die Babys mit solch einem Ding am Arm geboren, statt mit einer Hand und Fingern Wenn ich mir vorstelle, daß man dann wohl bald eine whats app- Nachricht mit Bild direkt von der Anlage bekommt mit der Frage: „warum entgleist meine V100 da immer?“….. Schrecklich!!

Aber es geht auch billiger und das sogar sehr lange:

Viele Händler zerpflücken Startpackungen und verkaufen die Komponenten einzeln. So kann man für deutlich unter 100 € eine vollständige Mobile Station (MS) von Mä/Trix, oder eine MultiMaus von Roco bekommen. Wenn man, wie vorher beschrieben, nur Decoder einrichten und nicht mehr als 4 Züge gleichzeitig betreiben will, reichen diese für eine Anlage, wie meine, völlig aus!! – auch auf lange Sicht. Mit der MultiMaus bin ich 2006 angefangen und eigentlich reicht sie noch heute. (Warum ich im letzten Jahr doch zur MultiStation aufgestiegen bin, beschreibe ich später). Man kann damit bis zu 999 Fahrzeuge und bis zu 999 Weichen steuern. Mit einem ordentlichen Netzteil davor kann man problemlos 5 Züge gleichzeitig versorgen, incl. Beleuchtung. Mir behagt die MultiMaus mehr, als die MS, weil der Regler wie beim gewohnten Trafo funktioniert: links drehen = rückwärts, rechts drehen = vorwärts. Die MS ist auf die Gewohnheit der Märkliner abgestellt, die Fahrtrichtung mit einer Taste zu wechseln.

Das heißt, daß man als Expressler für rund 100 € den ersten Zug digital fahren kann. Jeder weitere kostet dann zwischen 20 und 25 €.

Weitere Details, wie den Einbau von Decodern in ältere Loks, die Grundlagen der Programmierung, etc. werde ich auf weiteren Seiten beschreiben.

auf der nächsten Seite beschreibe ich den Decodereinbau

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