Honda XL 500 S

Ende 1983 Hatte ich dann nach drei Autos in drei Jahren von den Dosen die Nase voll. Es mußte wieder ein Mopped her. Mit der Lehre war ich gerade fertig und das Studium stand bevor. Also wurde der vorhandene Fiat 128 gegen eine Honda XL 500 S, Baujahr 1979, eingetauscht.

Das Bild zeigt die Maschine mit meiner Frau 1986. Leider konnte Iris die alte Tante nur fahren, wenn ich sie ihr angetreten hatte

Ich hatte sie erst einmal bis 1988 gefahren. Lästig war der Original- Auspuff, der immer schneller weg rostete, als man gucken konnte. 1984 habe ich einmal den Motor tauschen müssen, nachdem mir irgendwelche Bagaluten auf dem Campus Zucker in den Tank geschüttet hatten. Die Maschine hatte auf dem Dörenberg bei Bad Iburg einen Kolbenklemmer. Ich war damit noch bis Bremerhaven gekommen und die Firma Staschel hat den alten Motor gekauft. Ich hatte günstig einen neuen bekommen.

So lief die Maschine bis 1988.

Dann mußte ich sie erst einmal abstellen. Nachdem meine Frau und ich uns selbstständig gemacht hatten, waren kein Geld und keine Zeit mehr dafür da. Als 1989 unser Sohn geboren wurde, war das Thema erst einmal durch.

1995 dann, habe ich eine zweite Maschine für 400 DM gekauft. Bei meiner war inzwischen der Auspuff völlig vom Rost zerbröselt und auch einige andere Teile hatten arg gelitten. Ein sehr guter Freund, der leider inzwischen gestorben ist, hatte mich angesprochen, ob wir die Maschine nicht zusammen wieder aufbauen wollten. Das haben wir dann bis zur Saison `96 gemacht.

Der Auspuff wurde durch einen emaillierten von BSM ersetzt. Damit hatte das leidige Thema ein Ende. Die Maschine haben wir komplett zerlegt, im Motor die Maße kontrolliert, Steuerkette geprüft, Lenkkopf- und Schwingenlager erneuert, der Gabel neue Dichtungen verpaßt, viele Teile poliert....

In den nächsten Jahren haben wir einige gemeinsame Touren damit gemacht und viel Spaß gehabt.

Vor zwei Jahren mußte ich zu einer OP ins Krankenhaus. Gerade da ist mein Freund, zu dem die Maschine jetzt eigentlich genauso gehörte, gestorben. In diesem Sommer durfte ich nicht fahren, hatte aber auch keine Lust mehr nach Walters Tod. Die Maschine machte mir keinen Spaß mehr.

So hat sie dann im Februar 2008, nach über 20 Jahren, Hans von den “Kuedenschnackern” übernommen. Das Bild zeigt den Abtransport mit Hilfe eines Oldenburger Kollegen.

Mai 2009: Hans von den Kuesdenschnackern hat die Maschine wieder flott gemacht. So wird sie also jetzt wieder die Gegend um Bremerhaven, ihrer alten Heimat unsicher machen. Möge ihr noch ein langes Leben und Hans viel Spaß damit vergönnt sein.

Besonderheiten der XL500 S:

- Die Maschine hat, soweit ich weiß, als einziges Motorrad ein Vorderrad mit 23 “ Felge. Reifen gibt es dafür noch von Bridgestone. Das Fahren damit war schon etwas Besonderes. Angst vor Löchern im Weg mußte man damit nicht haben.

- Wie die meisten großen Einzylinder früherer Jahre, war der Motor kaum dicht zu bekommen. Irgendwo am Kopf leckte es immer. Mit Freigabe von Honda sollte man die obere Verbindung zum Rahmen am Kopf entfernen, um damit die Spannung etwas heraus zu nehmen.

- Zum leichteren starten hat Honda einen Deko- Zug zum Kickstarter eingebaut. Das funktionierte sehr schlecht. Der Kickstarter macht 1,5 Kurbelwellenumdrehungen. So öffnete der Dekompressionshebel oft dann, wenn der Motor gerade ansaugen, oder verdichten sollte. Man konnte sich tot treten auf dem Ding. Also habe ich den Zug entfernt. Danach mußte man bei ausgeschalteter Zündung und aufgedrehtem Gasgriff 2-3 Mal kräftig treten. Dann wurde der Choke gezogen und die Zündung eingeschaltet. Der Kickstarter wurde langsam so weit bewegt, daß man deutlich den Beginn des Kompressionshubes spürte. Sprang man dann mit aller Gewalt auf den Kickstarter, war die Maschine normalerweise sofort da. Das funktionierte sogar im tiefsten Winter, oder nach wochenlanger Standzeit. Tödlich ist es allerdings, nicht kräftig genug zu treten. Kommt der Motor dann, bevor der Kickstarter ganz unten ist, gibt es einen kräftigen Schlag, der einen schon über den Lenker wuchten kann.

- Für die Straße taugt die Maschine nur bedingt. Durch den einfachen Rahmen ist sie nicht sehr verwindungssteif. Die Schwingenlager sind aus Kunststoff. Die groben Stollenreifen hat man schnell “eckig” gefahren. Dadurch hat man ein recht labiles Gefühl in den Kurven und fährt die Reifen noch eckiger. Die 6V Lichtanlage zwingt dazu, bei Dunkelheit nicht schneller als 80 Km/h zu fahren.

- Der Motor ist allerdings eine Wucht. Selbst ab 50 Km im 5. Gang schiebt er kräftig vorwärts. Anfangs kann man noch die Takte mit zählen. Ab 70 Km geht es dann richtig zur Sache, bis zur Höchstgeschwindigkeit von etwa 145 Knoten.

- Viele Exemplare waren seinerzeit auf 27 PS gedrosselt, wegen der damaligen Versicherungsregelung. Honda hatte dazu einfach Verengungen oben in die beiden Krümmer gesetzt. Da diese sehr dicht hinter den Ventilen saßen, verbrannten die Auslaßventile bei vielen Fahrern. So waren die Werkstätten nach kurzer Zeit dazu über gegangen, die Krümmer zu öffnen. Damit hatte die Maschine dann auch ihre 34 PS.

- Da der Motor noch keine gehärteten Ventilsitze hat, braucht er einen Bleiersatzstoff in seinem Superbenzin. Laut Honda sollte das bei jedem dritten tanken reichen, aber ich habe das Zeug sicherheitshalber immer dazu gegeben. Bei den Spritpreisen machen die wenigen Cent den Kohl auch nicht mehr fett.

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